Edler Zwetschenbrand vom Wasserhaus Leihgestern
Beim Blick vom Wasserhaus in Richtung Leihgestern blieb es uns nicht verborgen, daß die
wildwachsenden Zwetschenbäume im
Streuobstwiesengebiet unter der Last der Früchte fast
dem Bersten
nahe waren.
Da wurde die
Idee
geboren,
daß es doch
zu schade
sei, die
Früchte
verkommen
zu lassen.
Doch zuvor war es erforderlich, zuerst die Erlaubnis
der
Grundstückseigentümer einzuholen. Beide erklärten sich sofort
bereit. Es stellte sich später heraus, daß bei der weiteren
zollrechtlichen Beantragung des Brandes unbedingt ein
Nachweis über die Herkunft der Früchte abgegeben werden
muß.
6 Zentner
wildwachsende
Zwetschen ernteten
die NABU-Mitglieder
Karl Frank und Franz
Hübner, so wie
Dietmar Reichel, im
angrenzenden
Streuobstwiesen-
Bereich des
Denkmals. Es handelt
sich hier also um keine Massenproduktion, sondern
nur um handverlesenes und biologisch unbehandeltes
Obst. Der spätere Edelobstbrand ist also nicht erst beim Brennen entstanden, sondern bei der
Auswahl und Behandlung der Früchte, bei denen es sich
um einwandfreies an der Sonne gereiftes Obst ohne
chemische Zusätze handelt.
Sie wurden bei Fam. Ackermann in mehreren Fässern
zu Maische verarbeitet und zwischengelagert.
Am 2. Januar 2010 war der Brenntermin anberaumt und
die vergorenen Früchte sollten in „Hochprozentigen“
umgewandelt werden. Dazu war die in der
Nachbargemeinde
Pohlheim ansässige
Edelobstbrennerei
Bender auserkoren
worden. Nach dem Verbringen der vergorenen Früchte in den
Brennkessel, erfolgt dort eine vierfache Destillation, die eine
besondere Reinheit des „L‘ eau-de-vie“ (Das Wasser des
Lebens, wie die Franzosen liebevoll ihren Schnaps nennen)
gewährleistet.
Nach Abschluß der gesamten Brenndauer ergab die erste
„Zungen- und Gaumenprobe“, daß hier etwas ganz
Besonderes geschaffen wurde, das jetzt schon einen „sanften
Abgang“ im
Geschmack hinterläßt
und nach je nach
Lagerdauer seine volle
Reife erhält.
Es ist vorgesehen nach einer Mindestreifedauer im
Glasballon, den „Wildzwetschenbrand“ in Flaschen
abzufüllen und nach Abschluß der
Restaurierungsmaßnahmen am Wasserhaus
Leihgestern, Interessierten zum Verkauf anzubieten.
Die
Abfindungsbrennerei Gernot Becker in Watzenborn-
Steinberg, Bahnhofstr. 40, ist eine von 66
Brennereien und hat ihre Lizenz zum Brennen bereits
seit 10 Jahren. Sie genießt für ihre edlen
Erzeugnisse einen weiten Bekanntheitsgrad. Herr
Becker ist nach Vereinbarung auch gerne bereit für
Gruppen bis zu 10 Personen einen Einblick in die
Kunst des Brennens zu geben. Neben einer rustikalen
Brotzeit kommt auch die Verkostung der edlen Brände
nicht zu kurz. Informationen sind unter Tel. 06403 –
61347 zu erhalten.
Schnaps-Privileg für arme Bauern
Ein merkwürdiges Gesetz aus Kaisers Zeiten hat bis heute seine Gültigkeit.
Zu Kaisers Zeiten waren die Menschen arm. Auch die Bauern waren arm, aber auf ihren
Wiesen und Äckern wuchs allerlei Obst. Um diesen notleidenden Dörflern einen kleinen
Nebenverdienst zu ermöglichen, durften sie ihre Früchte "veredeln", kurzum, sie durften
Schnaps brennen. Weil ein Gesetz anständig und klar formuliert sein muss, fand man die
Begriffe "Stoffbesitzer" für jenen, der das Obst hat, und "Abfindungsbrennerei" für die, die
daraus Hochprozentiges herstellen durften.